Lotelta

Stadt, Land, Fluss, Pflanze, Tier, Beruf


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Highway to Hell

Bevor die Entspannung in Lethargie ausartet, muss mal wieder gewandert werden! Um die Spannung zu steigern, bietet sich der Helvetinjärvi Nationalpark an, etwa 80 km von unserem Ferienhaus entfernt. „Helvetti“ heißt auf deutsch „Hölle“, Helvetinjärvi also Höllensee.

So sieht der Eingang zur Hölle aus:

Es beginnt sehr friedlich mit im Sonnenschein merkwürdig unscharf aussehenden Schachtelhalmen.

Aber manchmal scheint hier auch die Hölle los zu sein und die Bäume fallen gleich im Dreierpack um.

Der Weg hinab zur Hölle ist bequem und sehr gepflegt …

… und an seinem Ende wartet der Höllensee auf Badegäste. Würstchen werden diesmal nicht gegrillt: Wegen der Waldbrandgefahr ist Feuermachen verboten „wenn die Gefahr des Funkenfluges besteht“ und die finnischen Besucher halten sich daran. Wir natürlich auch – ich habe mich für diesmal schweren Herzens von der Idee verabschiedet, dieses finnische Wanderritual auszuprobieren 🙂

Eine Hütte gibt es auch und wenn man hineinguckt, ist es recht finster. Bei unserer letztjährigen Wanderung haben viele Wanderer in der Hütte Schutz vor dem Regen gesucht und es brannte schon ein nettes Feuer im Kamin.

Aber wer hat hier sein Transportmittel vergessen???

Die Rückkehr aus der Hölle ist etwas beschwerlicher …

… dafür wartet am Ende das Restaurant „Tor zur Hölle“.

Der hier hat Glück gehabt …

… und die auch!

Uns stand der Sinn weder nach Villisikapihvi = Wildschweinsteak noch nach Strutsipihvi = Straußensteak.

Das wohlverdiente Mittagessen nach der Hitzewanderung gab es stattdessen im 20 km entfernten Ruovesi am netten Bootshafen mit Strand und Sprungturm.


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Helle

„Helle“ ist ein finnisches Wort und heißt in etwa „Affenhitze“. Die herrscht  derzeit hier auf dem 61. Breitengrad: Tageshöchsttemperaturen bei 30 Grad, Nachttemperaturen nur wenig unter 20 Grad. „Unser“ See  steigert sich von morgens 25 Grad auf abends 27 Grad.

Es ist also nur wenig und kurzes Wandern angesagt. Gottseidank waren wir letzten Sommer schon hier und kennen eigentlich alle Wanderungen im Seitseminen Nationalpark, sonst würde ich das nur schwer aushalten.

Andererseits lernt man, was ein echter finnischer Mökki-Urlaub ist: lang schlafen; kurz wandern; gut kochen und essen;  immer wieder im See schwimmen; jeden Tag in die Sauna gehen und danach ein Bier trinken; jeden Abend ausgiebig den Sonnenuntergang bewundern; nur in die Stadt fahren, wenn das Essen ausgeht … und so weiter. Meine finnische Freundin erzählt mir schon seit über 10 Jahren, dass GENAU SO ein finnischer Mökki-Urlaub geht – jetzt klappt das endlich mal 🙂

Bei viel Tatendrang kann man morgens unweit des Hauses Himbeeren fürs Frühstück sammeln …

Blaubeeren gibt es trotz des Rekordsommers (noch?) wenig – die Blaubeeren lassen sich nicht hetzen.

Stattdessen schaut man in den blauen Himmel über dem blauen See …

… und redet über das Wetter.

Zwischendurch mal Boot fahren …

… oder am Ufer Wasserpflänzchen fotografieren.

Acht Uhr, die Sauna ist bereit 🙂

Sonnenuntergang fast wie in der Karibik …

… nur schöner …

… und mit Natur-Kunstwerk.

Vielleicht noch ein Bad im See?

Am späten Abend kriegt „Helle“ eine weitere Bedeutung: So hell ist der Nachthimmel um viertel nach Eins.

Ein wunderbarer finnischer Sommer!

 

 

 

 

 

 

 


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Erdbeerwandern

In der Nähe unseres Ferienhauses  liegt der Seitseminen Nationalpark mit schönen Wandermöglichkeiten. Schon bei der ersten Wanderung am Sonntag hatten wir dort ein Schild entdeckt, dass auf einen „Beerenhof“ hinwies. Ich hatte das Erfolgserlebnis, mit der Auskunftsfrau im Naturzentrum finnisch zu reden, um Anfahrtsbeschreibung und Öffnungszeiten zu erfahren. Sie war sehr nett und hat sich sogar bedankt, dass sie mal mit Ausländern nicht Englisch reden musste 🙂 Wir sind dann gleich hingefahren und haben einen Erdbeervorrat eingekauft, eine Extra-Fahrstrecke von knapp 30 km.

Dabei wurde die Idee geboren, das nächste Mal eine Wanderung im südlichen Teil des Nationalparks zu machen, von wo es zur Erdbeerfarm nur ein Katzensprung ist. Gestern also am Nachmittag ein Kurzwanderung in der Nähe des Saari Soljanen Sees.

Es geht durch lichten Wald …

… mit Bärlapp …

Keulen-Bärlapp (Lycopodium clavatum)

… und Rauschbeeren.

Rauschbeere (Vaccinium uliginosum)

Die Rauschbeere ist mit der Blaubeere verwandt, hat aber etwas festere Blätter und ihr Nabel sieht anders aus. Sie schmecken säuerlicher und nicht ganz so aromatisch wie die Blaubeeren. Das Fruchfleisch ist weißlich statt dunkelblau, das ist das sicherste Unterscheidungserkmal.

Rauschbeere (Vaccinium uliginosum)

Im Moor wachsen Zwergbirken …

Zwerg-Birke (Betula nana)

… und Sonnentau.

Rundblättriger Sonnentau (Drosera rotundifolia)

Nach der Wanderung gehts zum Beerenhof am Särkilampi.

Man überquert eine kleine Holzbrücke mit integriertem Picknickplatz. Dort soll gleich nach dem Einkauf ein Erdbeerpicknick stattfinden!

Beim Erdbeerkauf erfahren wir von einer jungen Deutsch-Finnin, die hier einen Ferienjob macht, dass wir dieses Jahr die ersten deutschen Kunden sind. Wir entscheiden uns, die Erdbeeren gleich beim Picknickplatz am Hofkiosk zu verspeisen – dort gibt es außer Erdbeeren von kalten Getränken über Süßigkeiten bis zu Toilettenartikeln (fast) alles, was notfallmäßig so weit ab vom Schuss gebraucht werden könnte.

Die restlichen Erdbeeren werden dann heute zum Frühstück und zum Nachtisch verspeist. Life is just great!


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Lomaranta revisited

Lomaranta heißt auf deutsch „Ferienstrand“ und es ist der Name des finnischen Ferienhauses, in dem wir letzten Sommer zwei Wochen verbracht haben. Schon drei Monate später war klar: da wollen wie nochmal hin!

Diesmal führte unsere Anreise von Augsburg über Leipzig nach Rostock, mit der Fähre nach Trelleborg am südlichen Zipfel Schwedens und zu einem Tag am tollen Strand von Borrby.  Weiter zu drei Tagen Sightseeing in Stockholm. Dann mit der Fähre durch die Stockholm-Schären, vorbei an den Aland-Inseln, durch den Schärengürtel nach Turku, mit Abstand die schönste Schifffahrt, die ich jemals gemacht habe. Das war alles sehr schön und erlebnisreich, vielleicht gibt es dazu später noch ein paar Bilder und ein bissl Text.

Aber jetzt sind wir endlich da, es ist unbeschreiblich still und schön und nach ein paar Stunden beginnt die Reiseanspannung von einem abzufallen.

Auf der letzten Etappe gab es in einem der Holzhäuser der Weltkulturerbe-Stadt Rauma Kaffee und Munkki (= Schmalzkringel) bzw. Tee und Voisilmäpulla (= Hefeteilchen mit Butterauge).

Noch einmal kurz verfahren und am typisch finnischen Bushäuschen wenden.

Dann sind wir da. Lomaranta empfängt uns mit einem heftigen Regenschauer, ein Mitreisender schwimmt trotzdem schon im See 🙂

Wunderbares Licht nach dem Regenschauer …

… und einige Stunden später beim Sonnenuntergang.

Heute morgen ein Spaziergang in die nähere Umgebung. Manchmal können selbst Kahlschlagflächen schön aussehen …

… große Findlinge dekorieren den Wald …

… und die Angelika blüht.

Arznei-Engelwurz (Angelica archangelica)

Schön, wieder hier zu sein! Fast als wäre man nur ganz kurz weg gewesen …


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Zweimal Hechtsee

Vor Kurzem hatte ich das Glück, innerhalb von 4 Wochen am Ufer zweier verschiedener Hechtseen entlang spazieren zu dürfen.

Der eine Hechtsee liegt in der Nähe von Kufstein, mit einer Ecke berührt er die deutsch-österreichische Grenze. Sein Wasser schimmert grünlich, am gegenüberliegenden Ufer liegt ein großes und – an so schönen Sommertagen wie dem 26. August – sehr volles Strandbad. Vom Nordufer aus man hat einen super Blick auf das Kaisergebirge.

Ein hübscher Wanderweg führt um den Hechtsee herum und an vielen kleinen Badeplätzen vorbei.

Mit etwas Glück findet man in der Umgebung den Schwalbenwurz-Enzian …

Schwalbenwurz-Enzian (Gentiana asclepiadea)

… und die Silberdistel.

Silberdistel (Carlina acaulis)

Der andere Hechtsee liegt in Finnland. Genau genommen ist es nur einer von vielen Seen mit dem Namen Haukijärvi = Hechtsee. Kein Wunder, bei fast 188.000 Seen werden eben die Namen knapp! Es gibt auch zahlreiche Seen namens Rantajärvi = Strandsee oder Vesijärvi = Wassersee 😉

„Unser“ Haukijärvi liegt im Wandergebiet Riuttaskorpi und ist ein besonders schöner Vertreter der Haukijärvis!

Auch um diesen Hechtsee führt ein Weg herum, allerdings nicht immer mit Blick zum Wasser …

… und es gibt schöne Vegetation.

Während der zweistündigen Wanderung haben wir keine anderen Menschen getroffen. Es gibt nur ein einziges Haus am See, das zu einem ehemaligen Waldarbeiter-Camp gehört, das von 1948 bis 1957 genutzt wurde. Damals war die Gegend hier noch wirklich menschenleer und die Holzfäller waren  praktisch allein in der Wildnis – heute ist man mit dem Auto in einer Dreiviertelstunde in der nächsten Kleinstadt mit mehreren Supermärkten, Tankstellen und Krankenhaus.

 


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Hei hei, Lomaranta!

Nach zwei Wochen finnischer Sommerferien verlassen wir heute unser schönes Ferienhaus Lomaranta am Lies(i)järvi. In den letzten Tagen hat es öfter geregnet, aber zum Abschied zeigt sich die Sonne.

Gestern abend nochmal ausgiebig das Saunamökki benutzt, mit anschließendem Bad im See.

Wald-Wachtelweizen (Melampyrum sylvaticum)

Dann Würstchengrillen am Lagerfeuer …

… und Sonnenuntergang am See.

Beim Aufwachen heute Morgennebel.

Tschüss, Lomaranta, wir denken schon ans Wiederkommen 🙂


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In der Taiga

Von der Taiga hatte ich bisher nur nebulöse Vorstellungen von unendlichen Wäldern im fernen Russland. Jetzt habe ich bei Wikipedia gelernt, dass ich schon ein paar mal in der Taiga war – und gerade dort bin: Finnland liegt praktisch komplett in der Vegetationszone der Taiga.

In dem kleinen Stückchen der großen finnischen Taige, in dem wir hier herum wandern, gibt es vor allem drei Vegetationstypen: kangas, korpi und suo. Mein wunderbares Finnisch-Wörterbuch von QuickDic erklärt diese Begriffe so: „Korpi ist ein nördlicher Nadelwald, der auf feuchten Moränenböden vorkommt, mit dichtem Fichtenbewuchs und einer dicken Moosschicht als Unterwuchs. Korpi ist oft eine Übergangszone zwischen dem trockeneren Kangas und verschiedenen Typen von Suo = Sumpf.“

Kangas, relativ trocken:

Korpi, schon nasser:

Suo, sehr nass:

Im oben abgebildeten Sumpfgebiet haben wir besonders viele von den schönen Bläulingen gesehen, die nur hier in Südwestfinnland vorkommen und streng geschützt sind.

Östlicher Quendel-Bläuling (Scolitantides vicrama)

„Das Erscheinungsbild eines borealen Nadelwaldes ist grundverschieden von dem der gepflanzten Nadelwaldforsten der gemäßigten Zone. Während Forstbäume viele Jahre lang sehr dicht stehen, sind die Taigawälder – bis auf einige verstreute, dicht stehende Baumgruppen – weitaus lichter.“

„Ein weiterer augenscheinlicher Kontrast zum Forst ist der Unterwuchs eines natürlich gewachsenen borealen Nadelwaldes: Statt einer weitgehend offenen Nadelstreudecke ist der Boden flächendeckend mit Zwergsträuchern (vor allem Heidelbeeren) und Moosen bewachsen, die sich oft dicht am Boden liegend ausbreiten.“

Heidelbeere (Vaccinium myrtillus)

Ganz falsch war meine bisherige Vorstellung von der Taiga allerdings nicht: „Taiga ist ein Lehnwort  aus dem Russischen (тайга) und bedeutet „dichter, undurchdringlicher, oft sumpfiger Wald“.

Der wunderbare Zauberwald reicht oft bis direkt ans Wasser …

… beeindruckende Felsen liegen herum …

… und der Wald bietet Lebensraum für die verschiedensten Bewohner.

PS: Die obigen Zitate stammen aus dem erwähnten Wikipedia-Artikel.


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Vom finnischen Sommer

Zum ersten Mal sind wir im Sommer hier. Bei zwei vorangegangenen Reisen im August haben wir gelernt, dass der finnische Sommer irgendwann zwischen Anfang und Mitte August zu Ende geht. Diesmal Ende Juli ist es anders: es gibt noch Sommerveranstaltungen wie das Blumenfest in Tampere, sogar einige Tanzveranstaltungen soll es noch geben. Mal sehen, ob wir es diesmal zum finnischen Tango schaffen…

Schon geschafft haben wir eine Vergnügungsfahrt mit dem „schwimmenden Wohnzimmer“, einem Schiff oder eher Floß mit dem Namen Vesipääsky, zu deutsch Odinshühnchen.

Auf diesem Plakat, das wir nach der Schiffahrt zufällig im Supermarkt gesehen haben,  steht „Willkommen zur Wildnisstimmung auf schmalen Gewässern“. Angesichts der sehr beschaulichen Fahrt auf seeehr ruhigem Wasser fanden wir es lustig 🙂 Wahrscheinlich asoziiert man als Deutscher mit Wildnisstimmung eher eine Wildwasserfahrt mit der zugehörigen Adrenalinausschüttung. Während für einen Finnen die Wildnisstimmung ruhig und friedlich ist, „hiljaista ja rauhallista“, wie man es hier öfter beschrieben findet.

Die Blumen blühen jetzt zahlreich, Dagegen wirkte die Natur Mitte August immer schon sehr herbstlich.  Meine Favoriten sind die in Massen blühenden Weidenröschen.

Schmalblättrige Weidenröschen (Epilobium angustifolium)

Moosglöckchen (Linnaea borealis)

Wiesen-Glockenblume (Campanula patula)

Allackerbeere (Rubus arcticus)

Die Beerensaison hat gerade erst begonnen.

Moltebeere (Rubus chamaemorus)

In der Markthalle von Tampere

Die Tagestemperaturen sind so um die 20 Grad, was sich angenehm von den schon wieder über 30 Grad zuhause unterscheidet. Die Nachttemperaturen sind nur wenig niedriger und es wird auch  nicht richtig dunkel: Gegen Mitternacht leuchtet im Norden noch das Abendrot, um drei Uhr morgens beginnt nur ein bissl weiter östlich das Morgenrot.

Man kann hervorragend wandern, die zur Zeit oft eher mäßige Wettervorhersage entpuppt sich meist als nur wenige Tropfen Regen irgendwann am Tag und dazwischen Sonne und Wolken im Wechsel. Der hauseigene See lockt mit seinen 18 Grad nur die Kaltwasserschwimmer 🙂


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Seitseminen-Nationalpark

Der Seitseminen-Nationalpark war einer der Gründe für die Wahl unserer Urlaubsregion, weil man dort gut wandern kann. Zwei Wanderungen haben wir schon gemacht, den Harjupolku und den Torpparintaival. Beide Wanderungen sind sehr schön und abwechslungsreich und um die 6 km lang. Es geht  über eiszeitliche Oser (= wallähnliche, ziemlich steil aufragende Höhenzüge), auf Bretterwegen durch Sümpfe und durch den Urwald von Multiharju…

… mit bis zu 400 Jahre alten Kiefern …

… und zahlreichen Bodenbewohnern

Rentierflechte (Cladonia rangiferina) und Preiselbeere (Vaccinium vitis-idaea)

Geflecktes Knabenkraut (Dactylorhiza maculata)

Adlerfarn (Pteridium)

Dieses Foto ist nicht unscharf, die Schachtelhalme sehen auch beim Vorbeigehen unscharf aus, interessant!

Unterwegs im Sumpf …

… und im Birkenwald

Der Torpparintaival beginnt und endet bei Kovero, einem ehemaligen Pachthof, der heute ein Museum ist.

Ein Blick in die Backstube …

… und am Eingang wachen die Sockenpferde 🙂